Schnittmuster clever nutzen: Von der Jacke zum Pullover


Warum ein neues Schnittmuster kaufen, wenn man vorhandene flexibel nutzen kann?

Aus einem Pullover lässt sich leicht eine Sweatjacke machen. Aber aus einem Jackenschnitt einen Pullover nähen? Ja, auch das geht! Mit ein paar Anpassungen kannst du einen ganz individuellen Pullover kreieren und so deine Schnittmuster vielseitig einsetzen.

Technische Zeichnung einer schlichten Jacke mit Knöpfen und eines einfachen Pullovers.

Deine Vorteile:

  • Du kennst den Schnitt bereits und weißt, dass er passt.
  • Du sparst dir den Kauf eines neuen Schnittmusters. Die Änderungen nehmen nur wenig Zeit in Anspruch und so hast du kostenlos ein neues Schnittmuster.
  • Du kannst mit kreativen Details spielen und ein echtes Unikat erschaffen.

Schnittmuster auswählen

Nicht jeder Jackenschnitt ist ideal für einen Pullover.
Achte darauf, dass die Jacke nicht zu weit geschnitten ist, da Pullover meist etwas körpernaher sitzen.

Zudem sind Jacken oft für feste Stoffe konstruiert, während Pullover aus weicheren, dehnbaren Materialien wie Sweat oder Strickstoffen genäht werden. In diesem Fall wird der Sweater aus dehnbarem Stoff etwas lockerer sitzen als die Jacke aus festem Stoff.

Für diese Anleitung verwende ich das Schnittmuster "Lockere Basic Jacke ohne Abnäher". Dieser Schnitt eignet sich für einen Pullover, da er nicht zu weit ist und keine Abnäher hat. Aufgrund seiner Schlichtheit lässt er sich besonders gut in andere Modelle umwandeln.

Technische Zeichnung einer Basic Jacke ohne Abnäher für Damen.


Schnittanpassungen

Verschluss entfernen

  • Jackenschnitt mit Knöpfen: Schneide den Über- und Untertritt entlang der vorderen Mitte ab und kennzeichne sie als Stoffbruch.
  • Jackenschnitt mit Reißverschluss: Die vordere Mitte wird zum Stoffbruch gelegt.

Ärmel anpassen

  • Normaler Saum: Keine Änderungen nötig. Beachte aber, dass du eine passende Saumzugabe brauchst.
  • Bündchen: Hier solltest du den Ärmelschnitt mindestens um die Hälfte und maximal um die gesamte Bündchenhöhe kürzen. Wie hoch dein Bündchen am Ende fertig angenäht sein soll, bestimmst du natürlich selbst. Bist du dir unsicher, wie weit du den Ärmel kürzen solltest? Starte mit der halben Bündchenhöhe, abschneiden kannst du später immer noch!

Halsausschnitt anpassen

Das Halsloch muss rundherum mindestens um die gewünschte Bündchenbreite erweitert werden, damit es am Ende nicht zu eng sitzt.

Je nach Geschmack kann der Ausschnitt an den Schultern und vor allem auch an der vorderen Mitte weiter vergrößert werden.

Varianten: Statt einem Rundhals kannst du auch einen V-Ausschnitt einzeichnen. Oder wie wäre es mit einem Rollkragen statt mit einem einfachen Bündchen am Rundhalsausschnitt?

Saumlänge anpassen

Den Saum des Vorder- und Rückenteils kürzt oder verlängerst du auf deine Wunschlänge. Möchtest du später noch ein Bündchen annähen, müssen Vorder- und Rückenteil entsprechend kürzer sein.

Lege das Vorder- und Rückenteil an den Seitennähten zusammen und kontrolliere die Übergänge. Zeigt sich eine Ecke, solltest du sie abrunden um einen harmonischen Übergang zu bekommen. Das lässt sich später viel besser nähen und sieht auch schöner aus.

Bündchenteile vorbereiten

Du kannst die Bündchenteile auf Papier vorzeichnen oder direkt auf den Bündchenstoff aufmalen.

  • Halsausschnitt: Das Halslochbündchen sollte fertig angenäht eine Höhe von 1,5 – 2 cm haben.
  • Säume: Die Saumbündchen des Vorder- und Rückenteils sowie am Ärmel können eine fertige Höhe von 4 – 8 cm haben.
  • Bündchenlänge: Für die richtige Länge solltest du unbedingt den Dehnungsfaktor deines Stoffes beachten! Wie du den Dehnungsfaktor richtig ermittelst und daraus die perfekte Bündchenlänge errechnest, erfährst du in meinem YouTube-Video "Bündchenlänge richtig berechnen" ➡️ HIER kommst du direkt zum Video. Keine Sorge, es ist nicht so kompliziert, wie es vielleicht gerade klingt.
  • Nahtzugaben: Da Bündchen immer doppellagig angenäht werden, muss das Schnittteil doppelt so hoch sein, wie das Bündchen fertig angenäht sein soll. Hinzug kommen dann noch die Nahtzugaben. Soll das Bündchen für den Ärmelsaum z.B. fertig angenäht 5 cm hoch sein, muss das Schnittteil 10 cm hoch sein + Nahtzugaben = 11,4 cm (also 2 x 0,7 cm NZG).

Nähen und Verarbeitungstipps

Verarbeitung mit der Overlock: Elastische Strick- und Sweatstoff nähst du am besten mit der Overlock zusammen. Zeichne hierfür bei allen Schnittteilen rundherum eine Nahtzugabe von 7 mm an.

Nähreihenfolge:

  1. Vorder- und Rückenteil zusammennähen.
  2. Ärmelnaht schließen.
  3. Ärmel einnähen.
  4. Alle Bündchen annähen.

Schulternaht stabilisieren: Damit die Schulternaht bei elastischen Stoffen nicht ausleihert, kannst du hier ein Nahtband mit einnähen. So bleibt dein Sweater immer schön in Form.

Fazit & Inspiration

Mit wenigen Anpassungen kannst du aus deinem Jackenschnitt kostenlos einen Pullover kreieren und so noch mehr aus deinem Schnittmuster herausholen.

Experimentiere mit verschiedenen Halsausschnitten, Längen oder Stoffen und gestalte deine ganz persönlichen Unikate.

Hast du schon einmal einen Schnitt auf diese Weise angepasst? Teile deine Kreationen gerne auf Social Media mit #deinschnittmuster oder in den Kommentaren! Ich bin gespannt auf deine Ergebnisse!

 


2 Kommentare


  • Eva

    Oh ja, danke für den Hinweis :-* Hab es korrigiert :-)


  • Susan

    Danke Eva, ein super toller Tipp.
    Und am Rande: …5 cm hoch sein, muss das Schnittteil 10 cm hoch sein + Nahtzugaben = 11,7 cm (also 2 × 0,7 cm NZG) Tippfehler, das gäbe 11,4


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