Vom schlichten Klassiker zum raffinierten Hingucker: Etuikleid mit seitlichen Falten konstruieren


Etuikleider sind die stillen Stars der Garderobe: klassisch, zeitlos und wandelbar.

Aber vielleicht manchmal auch etwas langweilig? Daher wollen wir einem schlichten Etuikleid in diesem Blogartikel eine individuelle Note verleihen!

Du erfährst, wie du ein einfaches Etuikleid durch die Konstruktion von seitlichen Falten in ein echtes Designerstück verwandelst.

Diese Anleitung richtet sich an ambitionierte Hobbyschneider, die bereit sind, ihre Fähigkeiten im Bereich der Schnittkonstruktion zu erweitern und dabei kreativ zu werden.

Wir beginnen mit einer Einführung in das klassische Etuikleid, wählen passende Schnittmuster aus und gehen dann Schritt für Schritt durch die Konstruktion der seitlichen Falten.

Mit praktischen Tipps zur Verarbeitung und Ideen zur individuellen Gestaltung kannst du dein Schneiderhandwerk auf das nächste Level heben und ein Kleidungsstück erschaffen, für das dich alle bewundern werden. Lass uns gemeinsam aus einem einfachen Schnitt etwas Besonderes machen!



Das klassische Etuikleid

Bevor wir in die Welt der Faltenkonstruktion eintauchen, ist es wichtig, das Fundament zu verstehen, auf dem wir aufbauen: das klassische Etuikleid.

Das Etuikleid, bekannt für seine schlichte und elegante Linienführung, umschmeichelt die Figur ohne aufwendige Details. Es zeichnet sich durch eine klare, geradlinige Form aus und reicht typischerweise bis zum Knie.

Die Schlichtheit des Designs macht es zu einem idealen Ausgangspunkt für Modifikationen.

Die einfachste Variante des Etuikleids besteht lediglich aus einem Vorder- und einem Rückenteil, die durch einfache Seitennähte verbunden sind. Häufig sieht man jedoch auch Varianten mit Längsteilungsnähten: Wiener Nähten aus dem Armloch oder Prinzessnähte aus der Schulternaht.

Der Ausschnitt ist meist einfach Rund, kann auch auch eine U-Boot- oder V-Form haben.

Ärmel sind optional.

Diese Grundform bietet die perfekte Leinwand für Kreativität – besonders geeignet für das Einbringen von Falten, die dem Kleid Textur und einen interessanten Hingucker verleihen.



Geeignete Schnittmuster als Grundlage

Um ein Etuikleid mit seitlichen Falten zu konstruieren, verwendest du am besten ein schlichtes Basis-Schnittmuster für ein relativ figurnahes Kleid.

Es ist ratsam, ein Schnittmuster zu wählen, das leicht modifizierbar ist. Schnittmuster ohne zu viele Teilungsnähte oder komplizierte Details sind ideal, da sie leichter anzupassen sind.

Wähle ein Schnittmuster, von dem du weißt, dass es zu deinen Körpermaßen passt und gut sitzt. Ein Basis-Schnittmuster sollte immer zuerst an die individuelle Figur und Körperhaltung angepasst werden. So kannst du jede Modellgestaltung vornehmen und bist sicher, am Ende ein tolles Ergebnis zu erzielen. um die Falten unterzubringen. Stelle sicher, dass du das Muster vorab an deine Maße anpasst, um später Anpassungen zu minimieren.

Das Buch "Vom Basic Dress zu deinem Wunschmodell - Passformoptimierung und Modellgestaltung" bietet dir eine leicht verständliche Hilfestellung.

Fachbuch für Schnittkonstruktion mit dem Titel "Vom Basic Dress zu deinem Wunschmodell - Passformoptimierung und Modellgestaltung" hat auf dem Cover ein schlichtes Basiskleid in Orange und außenrum kleine Modellzeichnungen von den Kleidern, die man daraus konstruieren kann.

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Da wir die Falten nur im seitlichen Teil des Vorderteils einfügen wollen, muss das Schnittmuster eine Längsteilungsnaht haben, die das Vorderteil in mittleres und seitliches Vorderteil unterteilt. Da sich die Falten nur im Taillenbereich befinden, ist es egal, ob der Kleiderschnitt eine Wiener Naht – also eine Teilungsnaht aus dem Armloch – oder eine Prinzessnaht – eine Teilungsnaht aus der Schulter – hat.

Ich habe die Modellgestaltung der seitlichen Falten am Basic Dress getestet. Das Basic Dress besteht jedoch aus einem durchgehenden Vorderteil mit einem seitlichen Brustabnäher.

Daher musste ich vor der Faltenkonstruktion zunächst aus dem Brustabnäher eine Teilungsnaht machen. Wie das funktioniert, erfährst du in diesem YouTube-Video:

➡️ HIER kommst du zur Videoanleitung „So machst du aus Abnähern Teilungsnähte“.

 

Anleitung zur Konstruktion der Falten im Seitenteil

Links ist ein schlichtes Etuikleid mit Wiener Nähten, rechts ist das selbe Kleid aber mit Querfalten auf Taillenhöhe im Seitenteil. Darüber steht "so konstruierst du seitliche Falten".

Nun kommen wir zum spannenden Teil: der Konstruktion der Falten.

Falten können auf verschiedene Weisen integriert werden. Für unsere Variante konstruieren wir quer verlaufende Falten im Taillenbereich des Seitenteils.

1. Markierung der Faltenpositionen

Zeichne die Faltenpositionen im seitlichen Vorderteil parallel zur Taillenlinie im gewünschten Abstand ein. Ich habe jeweils 2 Linien oberhalb und 2 Linien unterhalb der Taillenlinie eingezeichnet. Die Faltenlinien hatten dabei einen Abstand von 4 cm zueinander.

2. Linien einschneiden

Schneide die eingezeichneten Linien jeweils von der Teilungsnaht Richtung Seitennaht des Schnittmusters ein. Achte dabei darauf, dass das Papier an der Seitennaht noch ein ganz kleines bisschen zusammen hängen bleibt.

Das mittlere und seitliche Vorderteil eines Kleiderschnittes liegen auf einem Tisch. Im seitlichen Vorderteil hat eine Frau mit Bleistift auf Taillenhöhe Querlinien eingezeichnet, die eingeschnitten werden sollen.

 

3. Falten öffnen

Klebe das seitliche Vorderteil an der untersten Einschnittlinie auf ein Stück Schnittmusterpapier. Klappe die Einschnittlinie so weit nach oben auf, wie die Falte breit sein soll. Öffne alle Falten gleich weit und klebe sie auf dem Schnittmusterpapier fest. Ich habe den Falteninhalt jeweils 4 cm groß gemacht.

Auf dem Tisch liegt das seitliche Teil eines Kleiderschnittes mit Wiener Naht. Das seitliche Vorderteil wurde auf Taillenhöhe mehrfach quer eingeschnitten und die Einschnittlinien wurden an der Teilungsnaht aufgeklappt. An der Seitennaht hängt das Papier noch zusammen.

4. Faltendächer machen

Schneide das überstehende Schnittmusterpapier entlang der Seitennaht ab. Falte die Falten dann zusammen. Ich habe alle Falten zur Taillenlinie hin gefaltet, also die oberen nach unten und die unteren nach oben. Wenn alle Falten geschlossen sind, kannst du das überstehende Schnittmusterpapier entlang der Teilungsnaht abschneiden. Wenn du die Falten wieder öffnest, siehst du die Faltendächer. So stellst du sicher, dass der Falteninhalt beim Nähen in der Teilungsnaht mitgefasst wird und nicht lose rumbaumelt.

    Auf einem Tisch liegt das seitliche Vorderteil eines Kleiderschnittes mit Wiener Naht. Das Schnittteil enthält sechs Öffnungen für Querfalten auf Taillenhöhe, die mit Schnittmusterpapier unterlegt wurden.

    5. Fadenlauf markieren

    Der Fadenlauf verläuft im seitlichen Vorderteil so wie zuvor: im rechten Winkel zum Saum.

     

    Du möchtest es noch genauer wissen? ➡️ HIER kannst du dir eine detaillierte Videoanleitung anschauen!

       

      Tipps zur Verarbeitung der Falten

      Die korrekte Verarbeitung der Falten ist entscheidend für das Endresultat deines Kleides. Hier sind ein paar Tipps, die dir helfen, professionelle Ergebnisse zu erzielen:

      1. Stoffwahl:

        Wähle einen Stoff, der die Falten gut hält und eine schöne Falllinie bietet. Stoffe wie Baumwollmischungen, Leinen oder sogar leichter Wollstoff sind ideal. Vermeide sehr leichte oder sehr schwere Stoffe, da sie die Form der Falten nicht gut unterstützen.

      2. Präzise bügeln:

        Beim Bügeln der Falten solltest du sehr genau arbeiten. Markiere dir die Faltenlinien auf der linken Stoffseite mit Schneiderkreide oder einem Markierstift. Du kannst du Faltenlinien auch von Hand mit ein paar Stichen markieren. So kannst du auch von der rechten Seite sehen, wo genau gebügelt werden muss. Am besten eignet sich hier Reihgarn, weil es sich leicht wieder entfernen lässt.

      3. Dauerhafte Fixierung:

        Überlege, ob du die Falten teilweise oder vielleicht sogar ganz festnähen möchtest, um ihre Position zu sichern. Eine diskrete Naht am inneren Faltenrand kann helfen, alles an seinem Platz zu halten, ohne die Ästhetik zu beeinträchtigen.



      Anregungen zur individuellen Gestaltung

      Das Hinzufügen von Falten zu einem Etuikleid bietet zahlreiche Möglichkeiten zur Personalisierung. Hier sind einige kreative Ideen, wie du dein Kleid weiter individualisieren kannst:

      1. Farbkontraste:

        Experimentiere mit Stoffen in Konstrastfarben oder einer Kombination aus gemustertem und ungemustertem Stoff, um ein visuelles Highlight zu setzen. Du kannst z.B. das mittlere Vorderteil in einer anderen Farbe nähen als das seitliche Vorderteil.

      1. Raffung / Kräuselung statt Falten:

        Die geöffneten Falten müssen nicht zwangsläufig in Falten gelegt werden. Stattdessen kannst du den Bereich zwischen der untersten und obersten Einschnittlinie auch einkräuseln. Diese Variante sorgt für eine ganz andere Textur und Dynamik deines Kleides.

        Bei der Schnittkonstruktion kannst du auf die Faltendächer verzichten und die Öffnungen an den Einschnittlinien einfach mit eine Geraden verbinden.

        Für eine Kräuselung eignen sich fließendere Stoffe.

      2. Dekorative Elemente:

        Nähe die Falten von außen sichtbar mit einem Garn in Kontrastfarbe zu oder verziere die Falten mit kleinen Perlen. Solche Details können dein Kleid von einem einfachen Kleidungsstück in ein einzigartiges Designerstück verwandeln.


      Schaffe mit diesen Techniken und Ideen ein Kleidungsstück, das stilvoll und einzigartig ist! Ich wünsche dir viel Spaß beim ausprobieren.


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