Schnittmuster richtig anpassen: in 7 Schritten vom Konfektions- zum Maßschnitt


Mit Sicherheit entsprechen dein Brust-, Taillen- und Hüftumfang nicht alle exakt EINER Konfektionsgröße. Sehr wahrscheinlich findest du deine Körpermaße in der Tabelle bei zwei oder sogar drei verschiedenen Konfektionsgrößen wieder.

Entscheidest du dich für eine Konfektionsgröße und nähst das Kleidungsstück in dieser einen Größe so wie es ist, wird es an den anderen Stellen nicht (so gut) passen. Daher solltest du den Konfektionsschnitt unbedingt an deine individuellen Körpermaße anpassen.

Im Folgenden findest du einen Leitfaden, wie du Schritt für Schritt vorgehst, um einen Kleider-, Oberteil oder Jackenschnitt an deine individuellen Körpermaße und -haltung anzupassen.

Als Basis empfehle ich dir die „Basic Schnittmuster“. Durch ihre Schlichtheit bieten sie die ideale Grundlage, um deine eigenen, passgenauen Wunschmodelle zu nähen. Die Basic Schnitte enthalten mehrere Konstruktionslinien, die dir die Passformoptimierung erleichtern und dir eine bessere Orientierung bei der Anpassung an deine Körpermaße geben.

➡️ HIER kommst du zu den Schnittmuster.

1. Schritt: Die richtige Größe auswählen

Im ersten Schritt wählst du anhand der Körpermaßtabelle die Konfektionsgröße aus, die für dich die beste Ausgangslage bietet.

Sie bestimmt sich nach deinem Figurtyp.

Du willst wissen welcher Figurtyp du bist und welche Passformoptimierungen du vornehmen solltest? Dann hol dir jetzt den Figurtypen-Guide für 0€!

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Am besten wählst du die Konfektionsgröße aus, die zu dem kleineren Körpermaß passt und erweiterst das Schnittmuster an der anderen Stelle.

Beispiel:

Dein am Körper gemessener Brustumfang beträgt 91 cm und dein gemessener Hüftumfang beträgt 103 cm. Der Hüftumfang ist also 12 cm größer als der Brustumfang. Folglich bist du Figurtyp A.

Der Brustumfang ist das kleinere Maß und liegt am nächsten an Gr. 38. Also wählst du einen Kleider-, Oberteil oder Jackenschnitt in Gr. 38 aus und passt die anderen Weitenmaße an.

2. Schritt: Passe die Weitenmaße an

Wenn du weißt, welcher Figurtyp du bist, weißt du auch, welche Anpassungen du vornehmen musst, um das Schnittmuster an deine individuellen Körpermaße anzupassen.
Gemäß dem oben genannten Beispiel für Figurtyp A muss bei einem Kleiderschnitt sowie bei einem Jacken- oder Oberteilschnitt der bis zur Hüfte reicht, auf jeden Fall eine Erweiterung im Hüftbereich vorgenommen werden.

Da im Beispiel der gemessene Brustumfang 1 cm kleiner ist als bei Gr. 38 angegeben, sollte das Schnittmuster in diesem Bereich ebenfalls angepasst werden, damit das Kleidungsstück obenrum nicht zu locker sitzt. Im Brustbereich kannst du die Brustbreite am Vorderteil oder die Rückenbreite am Rückenteil verschmälern. Eine Kombination von beidem ist ebenfalls möglich.
Hier entscheidest du am besten nach der Cup-Größe deines BHs. Da Konfektionsschnitte i.d.R. von einem B-Cup ausgehen, gilt generell: Trägst du mehr als ein B-Cup, musst du eher die Brustbreite erweitern und die Rückenbreite verschmälern. Trägst du weniger als ein B-Cup musst du eher die Brustbreite verkleinern und die Rückenbreite erweitern.

Schließlich kannst du auch noch deinen Taillenumfang ausmessen und diesen mit deiner gewählten Konfektionsgröße vergleichen.
Hat unsere Beispielperson einen Taillenumfang von 78 cm, muss sie das Schnittmuster in Gr. 38 im Taillenbereich insgesamt um 1 cm erweitern.

Step-by-Step-Anleitungen zur Anpassung von Weiten- und Längenmaße sowie zur haltungsbedingten Passformoptimierung findest du im Buch "Vom Basic Dress zu deinem Wunschmodell - Passformoptimierung und Modellgestaltung".

Die Anleitungen lassen sich auf Kleider-, Blusen- und Jackenschnitte mit (Brust-)Abnähern anwenden.

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3. Schritt: Die erste Anprobe

Nachdem du das Schnittmuster im Brust-, Taillen-, und Hüftbereich angepasst hast, kannst du jetzt die Nahtzugaben anfügen und das Vorder- und Rückenteil aus einem einfach Baumwollstoff zuschneiden.
Übertrage die Taillen- und Hüftlinie sowie den Brustpunkt des Schnittmusters auf den Stoff.
Für die erste Anprobe reicht es völlig aus, etwaige Abnäher zu nähen und anschließend die Schulter- und Seitennähte zu schließen.

Am Probeteil kannst du nun kontrollieren, ob die Taillen- und Hüftlinie sowie der Brustpunkt auf der richtigen Höhe sitzen.

Wichtig ist auch, die Schulterbreite zu kontrollieren. Die Schulternaht sollte bis ganz nach außen an deine Schulterkugel reichen aber nicht darüber hinaus!

Schaue auch, ob das Kleidungsstück im Gesamten gut sitzt oder ob sich irgendwo Falten zeigen, die behoben werden müssen.

Dokumentiere alles, was dir am Probeteil negativ auffällt. Um die Passform gut beurteilen zu können, machst du am besten immer Fotos von vorne, von der Seite und von hinten.

4. Schritt: Längenmaße, Schulterbreite und haltungsbedingte Passformprobleme anpassen

Kürze oder verlängere dein Schnittmuster falls nötig so, dass die Taillen- und Hüftlinie des Schnittmusters mit den Positionen an deinem Körper übereinstimmen.
Verbreitere oder verschmälere die Schulternaht so, dass sie zu deiner Schulterbreite passt. Nur wenn die breite der Schulternaht stimmt, kann auch der Ärmel richtig gut sitzen!
Hat dein Probeteil Falten gezeigt? Dann nimm jetzt die nötigen Passformoptimierungen vor.

Nicht für alle Anpassungen musst du noch mal ganz neu zuschneiden. Viele Anpassungen kannst du direkt an deinem Probeteil vornehmen.
Musst du das Kleidungsstück beispielsweise an der Taillenlinie verlängern, kannst du den Stoff an dieser Stelle durchschneiden und einen Stoffstreifen zwischennähen, um die Jacke an dieser Stelle auf die richtige Länge zu bringen.
Denke aber daran, alle Anpassungen auch am Schnittmuster vorzunehmen.

5. Schritt: Die zweite Anprobe

Am besten probierst du dein Probeteil jetzt nochmal an, um zu kontrollieren ob die vorgenommenen Anpassungen das gewünschte Ergebnis gebracht haben oder ob weitere Anpassungen notwendig sind.

6. Schritt: Ärmel anpassen und einnähen

Wenn Vorder- und Rückenteil gut passen, ist es Zeit für den Ärmel.

Für den Ärmelschnitt musst du immer die Konfektionsgröße nehmen, die du für das Vorder- und Rückenteil gewählt hast! Sonst passt der Ärmel nicht richtig ins Armloch.

Miss deinen Oberarmumfang aus und vergleiche dein Körpermaß mit dem Körpermaß der gewählten Konfektionsgröße.

Passe die Oberarmweite, falls nötig, am Schnittmuster an, bevor du den Ärmel zuschneidest.

➡️ HIER findest du eine Videoanleitung zur Erweiterung des Oberarmbereichs am Ärmelschnitt.

Eine Videoanleitung zur Verschmälerung des Oberarmbereichs am Ärmelschnitt folgt in Kürze.

7. Schritt: Die dritte Anprobe

Nähe zumindest einen Ärmel in dein Probeteil. Achte dann aber bei der Anprobe besonders darauf, dass das Kleidungsstück gerade sitzt und nicht durch den einen Ärmel zur Seite gezogen wird.

Kontrollieren ob der Ärmel die richtige Länge hat und gut sitzt.

Falls nötig, kannst du jetzt noch die Ärmellänge anpassen und Passformoptimierungen für einen Faltenfreien Fall des Ärmels vornehmen.

Eine Video-Anleitung zur Behebung von Längsfalten am Ärmel folgt in Kürze.

Videodokumentation zur Anpassung eines Jackenschnittes

Für das neue Schnittmuster „taillierte Basic Jacke mit Abnähern“ habe ich dokumentiert wie ich vorgegangen bin um aus dem Konfektionsschnitt einen für mich passenden Maßschnitt zu machen.

Du erfährst wie ich die Konfektionsgröße auswähle, die für mich die beste Ausgangslage bietet und wie ich entscheide welche Längen- und Weitenmaße ich wie genau anpasse.

Zwischendrin gibt´s Tipps zum richtigen Maßnehmen.

Gemeinsam probieren wir meine Probejacke an und ich erkläre dir, worauf du dabei achten solltest.

Eine Zeichnung von einer Jacke mit zwei Pfeilen, von denen einer auf die Längenmaße und einer auf den Umfang anspielt. Darüber steht "Von Konfektion zum Maßschnitt - Ein Leitfaden zur Passformoptimierung".



➡️ HIER kommst du zum Video.


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