Du hast das Schnittmuster sorgfältig ausgewählt, vielleicht sogar an deine Körpermaße angepasst, den Stoff genau zugeschnitten, alles ordentlich zusammengenäht – und dann entdeckst du bei der Anprobe eine unschöne Falte am Armloch.
Sehr ärgerlich!
Und vor allem: was tun?
Es gibt eine einfache Schnittanpassung für dieses Passformproblem, die ich dir in diesem Beitrag zeige.
Das Problem: Faltenbildung am Armloch
Besonders im Vorderteil kann es vorkommen, dass sich dort eine Falte bildet, die sich nach außen wölbt. Diese Falte verläuft oft schräg zwischen Brustpunkt und Armloch und kann das Erscheinungsbild des Kleidungsstücks stören.
Die Ursache liegt meist darin, dass das Armloch zu weit ist, was zu einem Stoffüberschuss führt, der sich dann in Form einer Falte zeigt.
Vorbereitung: Problemzone lokalisieren
Bevor du mit der Anpassung beginnst, solltest du das Problem genau lokalisieren. Am besten steckst du die Falte am Probeteil ein wenig ab, um herauszufinden, wo sie sich genau bildet. Diese Absteckung gibt dir eine gute Orientierung dafür, an welcher Stelle das Armloch verkleinert werden muss.
So passt du das Vorderteil an:
1. Mache dir am Schnittmuster eine Markierung an der Stelle, wo sich die Falte im genähten Teil zeigt.
Wichtig: Es ist entscheidend, dass du die Strecke am Armloch genau dort kürzt, wo sich die Falte zeigt, um das Problem effektiv zu lösen.
2. Verbinde den Punkt, an dem du die Falte markiert hast, mit der Spitze des Brustabnähers.
3. Schneide das Papier auf einem der Abnäherschenkel von der Seitennaht bis zur Abnäherspitze und vom Armloch ebenfalls bis zur Abnäherspitze ein. Achte dabei darauf, dass das Papier an der Abnäherspitze noch ein kleines bisschen zusammen hängt.
4. Schiebe das obere Schnittmusterteil etwas übereinander, um den Stoffüberschuss am Armloch zu reduzieren.
5. Gleiche den am Armloch entstandenen Knick aus indem du das Armloch an dieser Stelle neu einzeichnest.
Durch das Übereinanderschieben des Schnittmusterteils wird der Brustabnäher etwas größer. Dies ist normal und notwendig, um den überschüssigen Stoff richtig zu verteilen und die Passform zu verbessern.
6. Falte ein neues Abnäherdach für den vergrößerten Brustabnäher.
Die Ärmelkugel anpassen
So passt du den Ärmel an:
Wenn du das Armloch verkürzt hast, musst du auch die Ärmelkugel entsprechend anpassen, damit der Ärmel richtig ins Armloch passt und gut sitzt. Die Ärmelkugel muss im vorderen Bereich um das selbe Maß verkürzt werden, wie das vordere Armloch.
1. Übertrage die Position, an der du das vordere Armloch eingeschnitten hast auf die vordere Ärmelkugel.
2. Ziehe eine Linie quer rüber zur hinteren Ärmelkugel.
3. Schneide die Ärmelkugel von der vorderen zur hinteren Seite ein. Achte dabei darauf, dass das Papier an der der hinteren Ärmelkugel noch ein kleines bisschen zusammen hängt.
4. Schiebe das Schnittmuster an der Ärmelkugel so zusammen, dass die Länge um das selbe Maß verkürzt wird wie das vordere Armloch.
5. Gleiche den an der Ärmelkugel entstandenen Knick aus, indem du die Ärmelkugel an dieser Stelle neu einzeichnest.
➡️ Diese Anleitung kannst du dir HIER als detailliertes Video anschauen.
Anpassung bei abnäherlosen Schnittmustern
Wenn dein Schnittmuster keinen Brustabnäher hat, lassen sich Falten am Armloch nicht immer ganz vermeiden. Ein 2D-Schnitt bzw. -Stoff lässt sich nunmal nicht völlig faltenfrei um einen 3D-Körper legen. Dies gilt insbesondere für Modelle aus Stoffen ohne Elasthan.
Eine Möglichkeiten Falten im Armloch zumindest zu reduzieren kann jedoch eine Schnittanpassung sein, wie sie auch bei vorfallenden Schultern vorgenommen wird.
➡️ Zu dieser Schnittanpassung findest du HIER ein Anleitungsvideo.
Fazit
Manche Falten und Passformprobleme lassen sich am fertig genähten Kleidungsstück nicht mehr eliminieren.
Wenn du sicher sein möchtest, dass die ganze Näharbeit am Ende in einem gut sitzenden Lieblingsteil endet, solltest du bei einem neuen Schnittmuster immer erst mal ein Probeteil nähen und die Passform überprüfen.
Dann hast du noch die Möglichkeit die Passform des Schnittmusters an deine individuellen Körpermaße und deine Körperhaltung anzupassen, bevor du den schönen, neuen Stoff anschneidest.
Die beste Empfehlung ist einen schlichten Basis Schnitt einmal anzupassen und danach Modellabwandlungen selbst vorzunehmen. So fängst du nicht jedes Mal mit der Passformoptimierung von vorne an. Das spart Zeit, Geld und Nerven.
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